Hochsensibel oder traumasensibel? Die Unterschiede und wie du sie erkennst

Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum du so intensiv auf deine Umgebung reagierst oder warum bestimmte Situationen dir besonders nahegehen. Hochsensibilität und Traumasensibilität sind zwei Begriffe, die oft miteinander verwechselt werden, da sie sich in manchen Merkmalen ähneln. Doch die Ursachen und die Art der Sensibilität unterscheiden sich deutlich.

In diesem Beitrag möchte ich dir erklären, was es bedeutet, hochsensibel oder traumasensibel zu sein, wie du die beiden Zustände unterscheiden kannst und was dir helfen kann, achtsam mit dir selbst umzugehen.

Inhalt

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist eine angeborene Eigenschaft, die etwa 15–20 % der Menschen betrifft. Sie beschreibt ein besonders empfindliches Nervensystem, das Reize intensiver wahrnimmt und tief verarbeitet. Hochsensible Menschen erleben ihre Umwelt auf eine sehr intensive Weise, sowohl in Bezug auf Sinneseindrücke als auch auf emotionale Erfahrungen.

Typische Merkmale

  • Intensivere Wahrnehmung: Geräusche, Gerüche, Licht und Berührungen werden stärker wahrgenommen als bei anderen.
  • Emotionale Tiefe: Hochsensible empfinden Emotionen sehr intensiv und haben eine starke Empathie gegenüber anderen.
  • Tiefes Nachdenken: Sie reflektieren viel über Erlebtes und suchen oft nach tieferem Sinn.
  • Reizüberflutung: In lauten oder hektischen Umgebungen fühlen sie sich schnell überfordert.
  • Stärken: Kreativität, Einfühlungsvermögen und ein feines Gespür für Details und Stimmungen.

Ursache

Hochsensibilität ist genetisch bedingt und keine Folge von Erlebnissen. Sie ist ein natürlicher Persönlichkeitszug, der sich durch ein besonders sensibles Nervensystem auszeichnet.

Was ist Traumasensibilität?

Traumasensibilität ist eine erworbene Empfindlichkeit, die aus belastenden oder traumatischen Erfahrungen resultiert. Menschen mit Traumasensibilität sind oft in einem Zustand ständiger Wachsamkeit, da ihr Nervensystem durch vergangene Erlebnisse darauf programmiert ist, Gefahren frühzeitig zu erkennen.

Typische Merkmale

  • Trigger: Bestimmte Situationen oder Reize (z. B. Geräusche, Gerüche, Worte) können Erinnerungen an traumatische Erlebnisse hervorrufen.
  • Hypervigilanz: Ein Zustand ständiger Wachsamkeit, um potenzielle Gefahren zu vermeiden.
  • Emotionale Schwankungen: Menschen mit Traumasensibilität erleben oft intensive Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit, aber auch das Gefühl von Abkopplung (Dissoziation).
  • Überlebensmodus: Ihr Nervensystem bleibt häufig in einem Alarmzustand, selbst wenn keine Gefahr mehr besteht.
  • Stärken: Tieferes Verständnis für emotionale Zusammenhänge und oft eine große Resilienz.

Ursache

Traumasensibilität entsteht durch überwältigende oder traumatische Erlebnisse, wie z. B. Missbrauch, Vernachlässigung, schwere Verluste oder chronischen Stress.

Die Unterschiede zwischen Hochsensibilität und Traumasensibilität

Während Hochsensibilität eine angeborene Eigenschaft ist, entwickelt sich Traumasensibilität als Reaktion auf belastende Erlebnisse. Hier sind die Hauptunterschiede:

Merkmale der Hochsensibilität

Ursprung: Angeboren, genetisch bedingt.
Reaktion auf Reize: Intensivere Wahrnehmung von Umwelt- und Sinneseindrücken.
Nervensystem: Feinfühlig, aber nicht zwangsläufig in Alarmbereitschaft.
Emotionale Ebene: Tief Emotionen und Reflexion
Bearbeitung: Kann durch Ruhe, Rückzug und Achtsamkeit ausgeglicken werden.

Merkmale der Hochsensibilität

Ursprung: Folge von traumatischen Erfahrungen
Reaktion auf Reize: Reaktion auf Trigger, die alte Traumata aktivieren
Nervensystem: Dauerhaft angespannt, im Überlebensmodus.
Emotionale Ebene: Starke emotionale Reaktionen aufgrund vergangener Verletzungen. 
Bearbeitung: Erfordernis oft therapeutische Unterstützung zur Verarbeitung.

Gemeinsamkeiten

  • Empfindsamkeit: Beide Zustände sind mit einer hohen emotionalen und sensorischen Empfindlichkeit verbunden.
  • Selbstfürsorge ist essenziell: Sowohl Hochsensible als auch Traumasensible profitieren von Achtsamkeit, Pausen und dem Setzen von Grenzen.

Wie du mit Hochsensibilität und Traumasensibilität umgehen kannst

Für Hochsensible:

  1. Akzeptiere deine Sensibilität: Sie ist keine Schwäche, sondern ein Teil deiner Persönlichkeit.
  2. Schaffe Pausenräume: Plane regelmäßig Zeiten für Rückzug und Erholung ein.
  3. Vermeide Reizüberflutung: Schaffe eine ruhige Umgebung, in der du dich wohlfühlst.
  4. Nutze deine Stärken: Deine Empathie, Kreativität und Wahrnehmung sind Geschenke, die du für dich und andere nutzen kannst.

Für Traumasensible

  • Hole dir Unterstützung: Traumatherapie oder Traumafachberatung kann helfen, die Wurzeln deiner Sensibilität zu bearbeiten.
  • Lerne deine Trigger kennen: Indem du erkennst, was dich belastet, kannst du dich besser schützen.
  • Praktiziere Selbstregulation: Atemübungen, Meditation oder Journaling können helfen, dich zu beruhigen.
  • Sei geduldig mit dir selbst: Heilung ist ein Prozess, und es ist okay, sich dabei Zeit zu nehmen.

Fazit: Hochsensibilität und Traumasensibilität erkennen und annehmen

Hochsensibilität und Traumasensibilität sind unterschiedliche Arten der Empfindsamkeit, die jedoch beide einen achtsamen Umgang erfordern. Während Hochsensible ihre natürliche Sensibilität durch Selbstfürsorge und bewusste Lebensgestaltung ausgleichen können, benötigen Traumasensible oft zusätzliche Unterstützung, um alte Wunden zu heilen.

Das Wichtigste ist, dass du deine eigenen Bedürfnisse erkennst und annimmst. Ob du hochsensibel oder traumasensibel bist, du hast die Kraft, mit deinen Empfindungen umzugehen und ein Leben zu gestalten, das dich stärkt und erfüllt.

Frage an dich: Welcher der beschriebenen Punkte spricht dich an? Vielleicht ist es Zeit, dir bewusst Raum für dich selbst zu schaffen. 🌿

Titelbild von Canva

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