
In Liebe loslassen: Journaling als sanfter Weg durch den Schmerz
Verluste begleiten uns alle auf unserem Weg – und doch trifft uns jeder auf eine ganz eigene Weise. Manchmal fühlen sie sich an wie ein tiefer Schnitt, der erst langsam heilt. Manchmal wie ein sanftes Verblassen von etwas, das wir festhalten wollten. Ganz gleich, ob es sich um einen geliebten Menschen, ein Haustier oder wertvolle Erinnerungsstücke handelt – ein Verlust hinterlässt Spuren in unserem Herzen.
Der Schmerz, den wir empfinden, ist der Preis für die Liebe, die wir gegeben haben. Er ist ein Zeichen dafür, wie bedeutsam jemand oder etwas für uns war. Und auch wenn der Verlust unwiederbringlich erscheint, kann es einen sanften Weg geben, mit ihm zu leben: das Schreiben. Journaling kann helfen, das Unfassbare in Worte zu kleiden, Erinnerungen zu bewahren und einen inneren Frieden mit dem Vergangenen zu finden.
Inhalt
Warum es so weh tut – und warum das okay ist
Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, mit einem Verlust umzugehen. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise. Was uns jedoch oft schwerfällt, ist, unsere Gefühle wirklich zuzulassen. Wir wollen stark sein, wir wollen weitermachen – und doch spüren wir diese Leere. Vielleicht sogar Schuldgefühle oder den Wunsch, die Zeit zurückzudrehen.
Doch Trauer ist keine Schwäche. Sie zeigt, dass wir geliebt haben, dass etwas Bedeutung hatte. Sie darf da sein – in all ihren Facetten. Journaling kann uns dabei unterstützen, diese Gefühle zuzulassen, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Es gibt uns die Möglichkeit, dem Schmerz einen Ausdruck zu verleihen, ihn mit sanften Worten zu halten und ihm einen Raum zu geben, in dem er heilen darf.
Insbesondere dann, wenn andere Menschen uns sagen „jetzt muss es aber mal gut sein, jetzt musst du doch mal darüber hinwegkommen.“ Dann ist unser Tagebuch der Raum und Ort, an dem wir immer noch trauern dürfen, an dem wir Schritt für Schritt loslassen dürfen, ohne dafür eine bestimmte Zeit vorgegeben zu bekommen.
Schreibend heilen: Journaling als sanfte Begleitung
Das Schreiben bietet dir einen geschützten Raum, in dem du ehrlich sein kannst, ohne bewertet zu werden. Es ist eine Möglichkeit, deine Gedanken und Gefühle auszudrücken, sie zu ordnen und nach und nach loszulassen.
Das Schreiben kann wie ein Anker sein. Es hält uns fest, wenn Gedanken und Erinnerungen durcheinanderwirbeln. Es schenkt uns Klarheit in Momenten der Verzweiflung. Es hilft uns, Worte zu finden, wo Sprachlosigkeit herrscht. Vielleicht möchtest du diese sanften Übungen ausprobieren:
1. Die Stimme des Herzens hören
Manchmal wissen wir gar nicht genau, was uns am meisten schmerzt – ist es die Lücke, die entstanden ist? Der Gedanke an das, was nie wieder sein wird? Oder die Angst, die Erinnerungen könnten verblassen? Setze dich an einen ruhigen Ort, nimm dir ein Notizbuch oder ein Blatt Papier und schreibe einfach drauflos:
Was genau habe ich verloren – und was bedeutet es für mich?
Welche Gedanken und Gefühle tauchen auf, wenn ich daran denke?
Gibt es etwas, das ich mir selbst in diesem Moment sagen möchte?
Lass deine Worte fließen, ohne sie zu bewerten. Dein Herz kennt den Weg.
2. Schöne Erinnerungen bewahren
Der Schmerz kann uns manchmal den Blick auf das Schöne nehmen. Doch die Liebe, die wir gefühlt haben, ist nicht verschwunden. Sie lebt in den Erinnerungen weiter. Schreibe über besondere Momente, die du mit dieser Person oder diesem Tier erlebt hast. Notiere, was dich zum Lächeln bringt. Vielleicht möchtest du eine Liste erstellen mit all den kleinen Dingen, die du besonders geschätzt hast – ein liebevoller Blick, eine gemeinsame Geste, ein Lachen, das dich noch heute wärmt.
Ergänze dein Tagebuch gerne mit Erinnerungsphotos, die dich an die schönen Momente erinnern. Lass neben der Trauer, die in deinem Herzen ist, das Schöne, Gute und das Lächeln wachsen. Trauer darf sein und daneben darf Dankbarkeit für das Vergangene wachsen.
3. Ein Brief an das, was fehlt
Ein bewusstes Abschiednehmen kann heilsam sein. Wenn du möchtest, schreibe einen Brief an die Person, das Tier oder sogar an den Teil deines Lebens, den du loslassen musst. Teile deine Gedanken, deine Dankbarkeit, vielleicht sogar deine Wut oder deine offenen Fragen. Dieser Brief muss nicht abgeschickt oder gelesen werden – es geht darum, dir selbst den Raum zu geben, das Unausgesprochene zu fühlen und sanft in Worte zu betten.
4. Neue Perspektiven finden
Journaling kann dir helfen, den Verlust aus einem anderen Blickwinkel, aus einer weiteren Perspektive zu betrachten. Es geht nicht darum, den Schmerz loszuwerden, sondern darum, ihn in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Vielleicht helfen dir dabei folgende Fragen weiter:
- Was habe ich durch diesen Verlust über mich selbst gelernt?
- Welche Stärken habe ich in der Zeit entwickelt?
- Wie kann ich diese Erfahrungen nutzen, um mein weiteres Leben glücklich zu gestalten.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich schon sehr viel in meinem Leben verloren haben. Seien es Menschen, Photos, Tiere, Wohnorte, ein Zuhause …. Und mit jedem Verlust wurde mir immer bewusster, wie wertvoll die Zeit im Leben ist. Die Zeit, die wir mit geliebten Menschen, Tieren und Geschenken haben. Verluste haben mich achtsamer gemacht – für die schönen Momente des Lebens. Auch wenn oder gerade weil ich schon so viel verloren haben. Vielleicht hilft dir diese Sichtweise gerade ein kleines Stück weiter, oder schenkt dir etwas Trost.
Weitere Wege, um Trost zu finden
Neben dem Journaling gibt es noch andere sanfte Möglichkeiten, mit dem Verlust umzugehen
Atemübungen
Sanftes, bewusstes und ruhiges Atmen kann helfen, den Körper zu entspannen und die Schwere der Trauer für einen Moment zu lindern. Dein Atem kann helfen das Nervensystem zu beruhigen und in den Moment zurückzukehren, anstatt mit den Gedanken in der Vergangenheit zu verweilen.
Setze dich an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und atme tief ein und aus. Stelle dir vor, wie du mit jedem Atemzug ein bischen Anspannung loslässt. Konzetriere dich nur auf die Atemzüge. Einatmen – Ausatmen – Loslassen – Einatmen – Ausatmen – Loslassen.
Falls du mit den Gedanken immer wieder abschweifst, lasse sie wie Wolken am Himmel sanft vorbeiziehen. Manchmal kann es auch helfen, die Atemzüge sanft mitzuzählen. Ohne Druck, ohne Muss. Einfach zählen und atmen.
Vielleicht möchtest du es jetzt direkt ausprobieren. Dann halte nun beim Lesen inne, atme und spüre, wie deine innere Ruhe wieder zu dir zurückkehrt. Sie war immer da und du atmest sie ein und atmest aus – Loslassen. Innere Ruhe ein – und wieder ausatmen und loslassen.
Visualisierungsübungen
Stelle dir vor, wie du dich leicht und frei fühlst. Male dir aus, wie es wäre, wenn der Schmerz des Verlustes nicht mehr deine Gegenwart belastet. Diese Technik kann dir helfen, eine neue Perspektive und innere Ruhe zu gewinnen.
Befreie dich von dem Anspruch, dich leicht und frei fühlen zu müssen. Du darfst diese Übung einfach mal für dich ausprobieren. Immer mal wieder. Vielleicht fallen dir dabei auch Möglichkeiten ein, wie du dich leichter und freier fühlen kannst. Vielleicht möchtest du mal wieder schwimmen gehen, oder eine Flugreise buchen, oder einfach mal wieder einen achtsamen Spaziergang unternehmen. Alles, was dir gut tut, hilft dir dabei, die Trauer ein Stückchen hinter dir zu lassen und wieder Freude und Leichtigkeit in dein Leben einzuladen.
Rituale des Abschieds
Lege einen besonderen Ort an, an dem du den Verlust symbolisch ablegen kannst – etwa durch das Ablegen eines Steins oder das Pflanzen einer Blume. Ein symbolisches Ritual kann den Abschied erleichtern. Diese Rituale schaffen Raum für Trauer und Heilung. Also den Schmerz nicht verdrängen, sondern mit ihm umgehen, so dass es für dich immer leichter wird, loszulassen, ohne den Menschen, das Tier oder was auch immer du verloren hast, zu vergessen.
Für viele Menschen ist auch der Gang zum Friedhof ein Ritual. Das Grab schön herrichten, neu bepflanzen und wieder zurück ins Leben gehen. Auf Friedhöfen begegnen sich auch Menschen mit ihrer Trauer. Das kann Verbindungen schaffen. Das kann Gespräche und sogar neue Freundschaften eröffnen.
Halte die Augen, Ohren und Sinne offen für neue Möglichkeiten, Wege, Menschen, die sich dir bieten.
In Liebe weitergehen
Verlust bedeutet nicht, dass wir vergessen müssen. Wir dürfen die Liebe bewahren, ohne an dem Schmerz festzuhalten. Wir dürfen in Dankbarkeit zurückblicken und dennoch nach vorne gehen. Und wir dürfen uns selbst mit der gleichen Sanftheit begegnen, mit der wir einen guten Freund trösten würden.
Vielleicht magst du dir heute ein paar Minuten Zeit nehmen, um zu schreiben. Vielleicht reicht es, ein Wort oder einen Satz zu notieren. Vielleicht brauchst du mehr Raum. Ganz egal, wie es aussieht – dein Herz wird wissen, wann es sich leichter anfühlt.
Journaling bietet dir die Möglichkeit, den Schmerz zu betrachten, zu verarbeiten und nach und nach loszulassen. Es gibt dir den Raum, deine Erinnerungen zu bewahren und gleichzeitig Platz für Neues zu schaffen.
Welcher Verlust in deinem Leben möchte heute gehört werden? Welchen Verlust hast du lange Zeit wegdrückt? Worüber hast du noch gar nicht so richtig getrauert, weil du im Leben einfach weiter funktioniert hast?
Halte und umschreibe ihn sanft mit deinen Worten. Denn wenn wir uns den Schmerz nicht anschauen, kann er nicht heilen. Dein Schmerz braucht Trost und Aufmerksamkeit. Schenke dir diese Zeit – mit einem Stift und einem leeren Blatt Papier.
Schreibe dich frei und glücklich. Dein Weg zu einem leichteren Herzen kann hier beginnen.
Titelbild mit KI erstellt