
Wie du vergangenen Schmerz mit Journaling loslassen kannst
Manchmal fühlt es sich so an, als würden die Schatten der Vergangenheit schwer auf unseren Schultern lasten. Eine Erinnerung taucht auf, leise, aber eindringlich, und hält uns in ihrer Macht gefangen. Doch was, wenn wir diese Macht nutzen könnten, um uns zu befreien? Was, wenn wir lernen, die Vergangenheit anzunehmen und mit jedem geschriebenen Wort ein Stück davon loszulassen? Journaling bietet dir die Möglichkeit, genau das zu tun – dich zu lösen, zu heilen und im Hier und Jetzt anzukommen.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du vergangene Schmerzen durch Schreiben verarbeiten kannst, um Raum für inneren Frieden und ein neues Kapitel in deinem Leben zu schaffen.
Inhalt
Warum ist es so schwer loszulassen?
Vergangenes loszulassen bedeutet oft, dass wir uns noch einmal mit alten Geschichten und den damit verbundenen Emotionen auseinandersetzen müssen. Der Gedanke, den alten Schmerz erneut zu spüren, kann überwältigend sein. Es ist einfacher, Vergangenes zu verdrängen oder kleinzureden. Doch wahres Loslassen beginnt dort, wo wir bereit sind, uns dem Unangenehmen zu stellen.
Manchmal halten wir an alten Geschichten fest, weil sie uns eine Identität geben – selbst wenn diese Identität schmerzhaft ist. Vielleicht suchen wir unbewusst Mitgefühl von anderen oder haben Angst, ohne diese Geschichten nicht mehr zu wissen, wer wir sind. Doch das Festhalten hindert uns daran, frei zu sein.
7 Journaling Schritte um Loszulassen
Schreiben kann dir helfen, die Vergangenheit auf eine Weise zu betrachten, die heilsam und klärend ist. Hier sind konkrete Journaling-Übungen, die dich dabei unterstützen:
1. Akzeptiere was war
Loslassen beginnt mit Akzeptanz. Schreibe über das, was dich belastet, ohne es zu bewerten. Notiere die Ereignisse und ihre Auswirkungen auf dein Leben. Indem du sie aufschreibst, schaffst du Distanz zu deinen Erinnerungen und gibst ihnen einen sicheren Ort. Nimm dir 10 Minuten Zeit und schreibe in deinem Journal auf:
- „Was genau belastet mich?“
- „Welche Auswirkungen hatte dieses Ereignis auf mich?“
- „Welche Stärken habe ich dadurch entwickelt?“
Erstelle dann eine Liste mit Sätzen wie:
- „Das ist passiert. Es war nicht okay, aber es ist auch nicht mehr veränderbar.“
- „Ich akzeptiere die Vergangenheit als Teil meiner Geschichte.“
Dieses bewusste Schreiben hilft dir, die Ereignisse anzuerkennen, ohne sie weiter zu bekämpfen.
2. Erlaube dir zu fühlen
Oft halten wir uns an die Vergangenheit fest, weil wir Gefühle wie Trauer, Wut oder Scham nicht zulassen wollen. Aber das Unterdrücken dieser Emotionen hindert uns daran, wirklich loszulassen. Lasse deine Gefühle zu. Sie zu unterdrücken, verlängert den Schmerz. Denn Gefühle kommen immer wieder hoch, bis sie gehört werden. Journaling bietet dir einen sicheren Raum, um Gefühle wie Trauer, Wut oder Scham auszudrücken.
Setz dich an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und frage dich: „Welche Gefühle sind noch da?“ Atme tief ein und aus, während du dir erlaubst, sie zu spüren. Schreibe sie in dein Tagebuch oder sprich mit einer vertrauten Person. Wichtig ist, den Gefühlen einen geschützten Raum und Rahmen zu geben.
Schreibe in dein Journal.
- „Welche Gefühle spüre ich, wenn ich an diese Situation denke?“
- „Wie können diese Gefühle mir helfen, zu heilen?“
- „Was hätte mir damals geholfen und wie kann ich diese Erkenntnis mit in meine Zukunft mitnehmen“
Erlaube dir, deine Emotionen zuzulassen, statt sie zu verdrängen. Schreibe frei und ohne Zensur. Wenn dir das Schreiben schwerfällt, stelle dir vor, dass du einer vertrauten Person erzählst, was dich bewegt. So kann das Journal dein Vertrauter werden.
Tip: Begrenze deine Schreibzeit, um nicht im Schmerz hängen zu bleiben. Finde gegen Ende der Schreibzeit einen positiven Abschluss. Sei es durch „was habe ich dadurch gelernt“ oder auch „was möchte ich in Zukunft anders machen“.
3. Verändere deine Glaubenssätze
Nimm dir Zeit und überlege dir, welche Glaubenssätze aus der Geschichte heraus entstanden sind. Denn viele unserer Schmerzen stammen aus negativen Glaubenssätzen, die sich aus vergangenen Erlebnissen entwickelt haben. Notiere diese Sätze in deinem Journal und ersetze sie durch stärkende Sätze:
- Negativer Glaubenssatz: „Ich werde immer scheitern.“
- Positiver Satz: „Ich bin auf dem Weg. Ich probiere es.“
Wenn es dir schwer fällt neue Sätze zu finden, dann frage dich: „Was würde ich meiner besten Freundin sagen, wenn sie so über sich denkt?“ Schreibe diese Sätze auf, um sie für dich zu nutzen. Lies sie dir laut vor, damit sie in deinem Unterbewusstsein verankert werden.
4. Lerne zu vergeben - dir und anderen
Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten anderer zu entschuldigen, sondern dich selbst von der Last zu befreien. Vergib auch dir, wie du reagiert hast. Du konntest damals nicht anders.
Übung: Schreibe einen Brief (den du nicht abschicken musst), in dem du dir selbst und/oder anderen vergibst.
5. Entwickle Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl ist die Liebe, die dir damals vielleicht gefehlt hat. Fülle deinen Mangel wieder auf. Liebevoll mit dir selbst umzugehen ist essenziell, um die Last der Vergangenheit abzulegen.
Übung: Nimm dein inneres Kind in den Arm und sei mitfühlend mit dem, was passiert ist. Durch das Bild des inneren Kindes kannst du dich etwas von der Geschichte lösen – Stück für Stück – Tag für Tag.
Affirmationen können dir helfen, dich mehr und mehr aus der Vergangenheit zu lösen: „Ich bin mehr als meine Vergangenheit. Ich bin es wert, frei und glücklich zu sein.“
6. Schreibe deine Geschichte neu
Du bist nicht nur das, was dir passiert ist. Schreibe deine Geschichte neu, indem du dich auf das konzentrierst, was du gelernt hast und wer du jetzt bist.
Übung: Beginne mit „Ich habe erlebt, aber ich bin jetzt…“ und beschreibe die Stärken, die du daraus gewonnen hast.
7. Nutze Loslass Rituale
Symbolische Handlungen können dabei helfen, alte Geschichten emotional abzuschließen.
Übung: Schreibe deine alte Geschichte auf einen Zettel und verbrenne oder zerreisse ihn.
Pflanze einen Samen als Symbol für deinen Neuanfang. Oder kaufe dir einen wundervollen Blumenstrauss als Symbol für dein neues Aufblühen.
4 neue Rituale für dein Hier und Jetzt
Loslassen ist ein Prozess und kann über mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate gehen. Parallel dazu kannst du schreibend an deinem Hier und Jetzt und an deiner Zukunft bauen. Hier findest du 3 Übungen, die dir dabei helfen können.
Im Hier und Jetzt bleiben
Alte Geschichten loszulassen bedeutet, die Kontrolle über die Gegenwart zurückzugewinnen. In Gedanken nicht im Alten zu verweilen, sondern im Hier und Heute sein und leben.
Übung: Praktiziere Achtsamkeit, z. B. durch Atemübungen oder einen Spaziergang, um dich im Hier und Jetzt zu verankern. Spaziergänge finde ich persönlich am besten. Ich konzentriere mich dabei dann gerne auf die schönen Blumen, auf die Natur, den wundervollen Himmel.
Dankbarkeit und Vergebung:
Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, für die du dankbar bist, und eine Sache, die du dir selbst oder anderen vergeben möchtest. Dieses Ritual kann dich dabei unterstützen, deine Last zu verringern. Es kommen nicht noch mehr Lasten dazu.
Neues Vertrauen finden
Tagesabschluss mit Licht: Schreibe bei Kerzenlicht und beende deinen Eintrag mit einem Satz wie: „Heute lasse ich los, was mich beschwert, und vertraue auf morgen.“
Zukunftsvision:
Male dir in deinem Journal aus, wie ein Leben ohne die Last der Vergangenheit aussehen würde. Schreibe darüber, welche Gefühle und Chancen dich erwarten.
Affirmationen für deinen Weg
Affirmationen können dich auf deinem Weg begleiten und unterstützen, dich von alten Lasten zu lösen. Schreibe diese Sätze in dein Journal und wiederhole sie regelmäßig:
- „Ich bin mehr als meine Vergangenheit.“
- „Ich bin es wert, frei und glücklich zu sein.“
- „Mit jedem Atemzug lasse ich los und finde Frieden.“
3 Ermutigungen für deinen Weg
Was Loslassen dir bringt
Loslassen heißt nicht, alles zu vergessen. Es bedeutet, die Vergangenheit nicht mehr als Hindernis für deine Zukunft zu sehen. Deine Erfahrungen haben dich zu der Person gemacht, die du heute bist. Aber sie müssen dich nicht länger zurückhalten.
Und vergiss bitte niemals: „Du bist wertvoll“, unabhänig davon, was andere Menschen dir vielleicht mal gesagt haben.
Du darfst dir Hilfe holen
Ich wünsche dir ganz viel Kraft dabei, deine Geschichte noch mal anzuschauen und deine Wunden nach zu versorgen.
Wenn du alleine nicht weiter kommst und dein Schmerz zu groß ist, ist es völlig okay, sich Hilfe z.B. in Form von einer Therapie zu holen. Achte darauf, dass es sich um eine Tiefenpsy-chologische Variante handelt.
Je nach Schwere der Geschichte kannst du auch eine Trauma Therapie in Anspruch nehmen.
Lass die Schatten hinter dir
Das Loslassen alter Geschichten ist ein Akt der Selbstliebe. Es ist die Entscheidung, dich nicht länger von den Schatten der Vergangenheit bestimmen zu lassen. Der Weg dahin ist nicht immer leicht, aber jeder kleine Schritt bringt dich näher an dein inneres Licht.
Erinnere dich: Du bist mehr als das, was dir widerfahren ist. Du bist stark, wertvoll und bereit, dein Leben neu zu gestalten.
Frage an dich: Was würdest du tun, wenn du die Last deiner Vergangenheit hinter dir lassen könntest? Vielleicht ist es an der Zeit, das herauszufinden. 💖
Titelbild mit Canva erstellt