Wie ich bei Fatigue behutsam wieder in meine Kraft kam
Mit kleinen Schritten zu mehr Energie
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war ich sehr erschöpft. Mein Körper fühlte sich schwer an, Alles fiel mir schwer. Die Ärzte meinten, es sei eine Depression. Weitere Untersuchungen ergaben, es ist eine Fatigue, also eine chronische Erschöpfung.
Ich weiß nicht, was zuerst da war, die Fatigue oder die Depression. Aber es war eine schlimme Zeit. Die kleinsten Kleinigkeiten erschöpften mich und nach einem Einkauf war ich platt, als hätte ich den ganzen Tag schwer gearbeitet. Das Schlimme war dabei, dass Ausruhen und Schlafen einfach nicht halfen. Ich stand danach immer noch gerädert auf und brauchte oftmals einige Tage, um mich wieder zu erholen.
Eines Tages, bei einer der regelmäßigen Untersuchungen, sagte mir der Arzt: „Laufen sie ihrer Depression doch einfach davon“. Ich sah mich innerlich kurz über die Wiesen und den Wald laufen. Aber schnell war ich wieder in der Realität und wusste, wenn ich nach dem Arzttermin nach Hause kommen, muss ich mich erstmal ausruhen, weil ich völlig erschöpft bin.
In diesem Blogbeitrag möchte ich mit dir teilen, warum Laufen bei Depressionen durchaus helfen kann, aber warum es bei einer chronischen Erschöpfung besondere Herausforderungen gibt. Ich zeige dir, wie du dennoch sanft in Bewegung kommen kannst, ohne dich zu überfordern, und warum es so wichtig ist, auf deinen eigenen Körper zu hören.
Inhalt
Warum Laufen bei Depression gut ist
Die Wissenschaft ist sich einig: Bewegung, besonders in der Natur, kann dabei helfen, die Stimmung zu heben und die Gedanken zu sortieren.
Wenn du läufst, schüttet dein Körper Endorphine aus – diese wunderbaren Hormone, die dir ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit schenken. Auch Serotonin, ein Stoff, der bei Depressionen oft im Ungleichgewicht ist, wird durch Bewegung positiv beeinflusst. Laufen kann wie ein Neustart für die Psyche wirken. Es ist, als ob die frische Luft und der Rhythmus der Schritte die dunklen Gedanken sanft zur Seite schieben.
Ich finde, Laufen ist wie eine kleine Flucht aus dem Kopfchaos. Du spürst den Boden unter den Füßen, die Luft in der Lunge, den Wind im Gesicht. Es erinnert dich daran, dass du lebendig bist. Aber … und hier kommt das große Aber: Was tun, wenn dein Körper einfach nicht mitmacht?
Beweg dich mehr - dann geht es dir besser
Manchmal klingt es so einfach und gesunde Menschen haben gut reden: „Beweg dich mehr, dann wird es dir besser gehen!“ Besonders wenn du mit einer Depression zu kämpfen hast, scheint das Laufen wie ein universeller Rat, der Besserung verspricht.
Ganz ehrlich, ich hätte diese Ratschläge ja gerne befolgt, einfach loslaufen und mich endlich wieder besser und voller Energie fühlen. Aber es ging einfach nicht.
Als ich das erste Mal versuchte, trotz meiner Erschöpfung Sport zu machen, endete es im Fiasko. Ich wollte „gut“ sein, und das tun, was die Ärzte mir geraten hatten. Doch nach wenigen hundert Metern war ich so erschöpft, dass ich den ganzen weiteren Tag auf der Couch verbringen musste. Mein Fazit damals: Ich bin zu schwach, zu unfähig, zu … alles.
Zu meiner Erschöpfung kamen also noch Selbstzweifel hinzu und ich fühlte mich noch schlechter. Und der Gang zum Arzt wurde begleitet von einem komischen Gefühl im Magen, denn ich wusste ja, dass ich dort nach meinen Fortschritten zur Bewegung gefragt wurde.
Im Rückblick kann ich auch sagen, dass es nicht nur reine Kopf- oder Willenssache ist, dass ich nicht loslaufen konnte. Es war vielmehr, dass sich mein Körper schwer anfühlte und ich nicht gewusst hätte, wie ich meine damals 70 kg durch den Wald hätte schleppen sollen. Es hätte mich sogar überfordert und wäre weit über meine Kräfte hinaus gegangen. Also es wäre eher kontraproduktiv gewesen, anstatt mir Energie zu schenken.
Diagnose Fatigue - Erleichterung
Als ich nach endlosen weiteren Untersuchungen endlich die Diagnose einer chronischen Erschöpfung (Fatigue) erhielt, war ich fast schon erleichtert. Endlich gab es eine Begründung dafür, dass ich keine Energie mehr hatte und nicht so einfach loslaufen konnte.
Ich habe mich sehr zu dem Thema Fatigue belesen und mir wurde klar, dass die Tipps, die für viele Menschen hilfreich sind, nicht immer für alle umsetzbar sind. Und dass es okay ist, dass ich in dieser Phase gar nicht so schnell wieder auf die Füße kommen und lossprinten kann.
Denn, wenn der Körper sich bereits im Energiemangel befindet, ist es wie bei einem Auto mit leerem Tank – du kommst nicht weit, egal wie sehr du aufs Gaspedal trittst.
Zu viel Bewegung kann bei Fatigue sogar kontraproduktiv sein und die Erschöpfung verschlimmern. Während Laufen bei Depression helfen kann, kann es bei Fatigue sogar gefährlich werden. Darüber ist sich der noch kleine Teil einer Ärzteschaft einig. Jedoch ist dieses Wissen noch nicht bis zu zu allen Allgemeinmedizinern durchgedrungen. Es braucht noch seine Zeit, weil Fatigue ein eigenständiges und sehr komplexes Krankheitsbild ist.
Deshalb mein Rat: Hole dir Zweitmeinungen ein. Glaube nicht direkt alles, was dir gesagt wird. Prüfe, ob es für dich stimmig und machbar ist. Höre mehr auf deinen Körper, als auf allgemeine Ratschläge.
Was eine chronische Erschöpfung (Fatigue) ist
Fatigue – dieses Wort hörte ich zum ersten Mal, als ich nach der endlosen Zeit der Müdigkeit und Schwäche endlich eine Heilpraktikerin fand, die meine Beschwerden ernst nahm.
Fatigue ist mehr als einfach nur müde sein. Fatigue fühlt sich an, als wäre dein eigener Körper ein Stein, den du ständig mit dir herumtragen musst. Jede Bewegung kostet Kraft, jeder Schritt ist anstrengend. Und selbst nach langer Ruhe ist da keine echte Erholung.
Ich finde es wichtig, dass wir verstehen: Fatigue ist nicht „nur im Kopf“. Es ist ein Zustand, bei dem dein Körper einfach nicht genug Energie zur Verfügung stellt.
Sie kann Folge einer Erkrankung wie einer Depression, eines Burnouts oder einer chronischen Krankheit sein.
Mein sanfter Weg in die Natur und in die Kraft
Nach vielen Fehlversuchen habe ich gelernt, dass es einen sanften Weg gibt. Ich persönlich empfehle, mit minimalen Schritten zu beginnen – buchstäblich. Statt sofort loszujoggen, kann ein Spaziergang der erste Schritt sein. Gehe in deinem eigenen Tempo, spüre in dich hinein: Wie fühlt sich das an? Manchmal reicht schon eine kleine Runde um den Block.
Für mich war es hilfreich, eine Verbindung zur Natur zu schaffen. Ein leichter Spaziergang durch den Wald hat etwas Beruhigendes. Die Vögel, das Rascheln der Blätter – all das gibt dir das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Und wenn die Energie da ist, kannst du langsam etwas mehr machen. Vielleicht ein paar Minuten leichtes Joggen, vielleicht ein flotterer Spaziergang.
Wichtig ist, dass du auf deinen Körper hörst. Er wird dir sagen, was möglich ist – wenn du bereit bist zuzuhören.
Wie wichtig es ist, deinen eigenen Weg zu finden, unabhängig von wissenschaftlichen Meinungen
Ich habe oft gelesen, was „müsste“ und „sollte“ helfen. Doch diese Tipps – so gut sie auch gemeint sind – funktionieren nicht immer für jeden. Jeder Mensch ist anders. Ich finde, es ist wichtig, den eigenen Weg zu gehen. Nur weil in einer Zeitung steht, dass Laufen bei Depressionen Wunder wirkt, heißt das nicht, dass du dich schlecht fühlen musst, wenn du das gerade nicht kannst.
Vielleicht hilft dir Yoga mehr. Oder das Tanzen in deinem Wohnzimmer. Vielleicht ist es ein Buch, das du liest, oder ein Spaziergang mit deinem Hund. Der Schlüssel ist, dass du herausfindest, was dir persönlich guttut. Niemand kennt deinen Körper und deine Seele so gut wie du selbst.
Ermutigung zu Blut- und Stuhluntersuchungen: Laufen alleine reicht nicht
Ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt: Bewegung ist wichtig, aber sie kann keine Mängel im Körper ausgleichen. Ich persönlich empfehle jedem, der unter chronischer Erschöpfung leidet, eine Blut- und Stuhluntersuchung machen zu lassen. Häufig sind Mängel wie Eisen-, Vitamin-D- oder B12-Defizite schuld daran, dass du dich so ausgelaugt fühlst.
Auch der Darm spielt eine große Rolle. Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann das deine Energie massiv beeinflussen. Bewegung kann hier nur dann wirken, wenn die Grundlage – dein Körper – in einem guten Zustand ist.
Wie du liebevoll mit dir selbst umgehst
Eine wichtige Lektion, die ich gelernt habe, ist, wie entscheidend Selbstmitgefühl ist. Statt dich zu verurteilen, weil du gerade nicht „genug“ leistest, solltest du dich fragen: Was brauche ich gerade? Vielleicht ist es ein Nickerchen. Vielleicht ein warmes Bad. Oder einfach nur ein Moment der Ruhe.
Und dann gibt es noch die kleinen Schritte: Trinkst du genug Wasser? Hast du dir heute eine nahrhafte Mahlzeit gegönnt? Manchmal sind es diese scheinbar banalen Dinge, die den Unterschied machen.
Fazit: Finde deine Balance
Laufen kann eine große Hilfe sein – aber es ist kein Allheilmittel. Besonders bei chronischer Erschöpfung musst du behutsam vorgehen. Ich finde, es ist wichtig, dass du dich selbst nicht mit anderen vergleichst und deinen eigenen Weg findest. Höre auf deinen Körper, sei liebevoll zu dir und gib dir die Zeit, die du brauchst.
Denke daran: Jeder Schritt, egal wie klein, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Titelbild mit Canva erstellt