 
															Warum introvertierte Frauen ein Journal brauchen, um neu zu beginnen
Mein persönlicher Erfahrungsbericht
Ich erinnere mich noch gut an einen dieser Frühlingstage vor einigen Jahren. Es war endlich Wochenende, aber in mir war keine wirkliche Erleichterung. Die zurückliegende Woche war – wie so viele davor – voller Verpflichtungen, Stress und Erwartungen gewesen. Und obwohl ich an diesem Morgen ausschlafen konnte, fühlte ich mich schon beim Aufwachen erschöpft.
Es war eine tiefe Müdigkeit, die nicht vom Schlaf kam. Ich schlief – ja. Aber ich erholte mich nicht mehr. Ich funktionierte. Aber ich lebte nicht mehr richtig.
So saß ich an diesem Samstagmorgen am Küchentisch, die Hände um meine dampfende Kaffeetasse gelegt, den Blick leer auf einen Punkt gerichtet, den ich selbst nicht benennen konnte.
Draußen zwitscherten die Vögel, als wollten sie den Frühling feiern, und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf den Tisch. Eigentlich hätte ich mich freuen können. Über die Wärme, über das Licht, über die kleine Pause vom Alltag. Aber in mir war nichts Leichtes mehr.
Ich fühlte mich leer und fremd in meinem eigenen Leben. Alles um mich herum schien heller zu werden – und gleichzeitig spürte ich, wie dunkel und schwer es in mir war. Ich saß in meinem Leben – aber es passte nicht mehr zu mir. Wie ein Mantel, den ich früher einmal gerne getragen habe, der mir aber inzwischen zu schwer geworden war.
Und dann kam dieser eine Gedanke. Ganz still. So klar und ehrlich, dass ich ihn nicht wegdrücken konnte: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber ich will, dass es anders wird!“
Ich habe diesen Satz damals in mein Journal geschrieben. Nicht als Ziel. Nicht als Plan. Sondern als leises Eingeständnis an mich selbst: Ich kann so nicht mehr. Und ich will das auch nicht mehr.
Es war kein großer Umbruch. Kein radikales Neuanordnen meines Lebens. Aber es war ein Anfang. Ein Aufwachen. Nicht laut. Nicht sichtbar. Aber in mir spürbar.
Inhaltsverzeichnis
Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann beginne zu schreiben
Und vielleicht kennst du solche Momente auch. Du tust, was getan werden muss. Du lächelst, du funktionierst, du hältst durch – wie stille, introvertierte Frauen das oft tun. Und doch spürst du in dir: So wie es ist, darf es nicht bleiben.
Vielleicht hast du es noch niemandem gesagt. Vielleicht weißt du nicht, wohin mit all dem, was du fühlst. Aber du spürst: Etwas in dir will sich verändern.
Genau für solche Momente ist das Journal da. Nicht als To-do-Liste. Nicht als Ort der Selbstoptimierung. Sondern als geschützter Raum – nur für dich. Ein Ort, an dem du nicht erklären musst, was mit dir los ist. Ein Ort, an dem du einfach ehrlich sein darfst.
Vielleicht ist heute genau so ein Moment für dich. Ein Frühlingsmoment – nicht unbedingt draußen, aber tief in dir. Ein zartes inneres „Ja“, das du vielleicht zum ersten Mal zulassen darfst. Dann nimm einen Stift. Öffne dein Journal. Und beginne mit diesem einen Satz: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber ich will, dass es anders wird.“
Vielleicht folgen noch weitere Gedanken. Lass sie einfach in dein Tagebuch fließen. In deinen inneren Raum aus Papier, in dem du deine Gedanken hinlegen darfst, so wie sie sind – ungeschönt, unfertig, ehrlich.
Hier musst du niemandem gefallen. Hier musst du nichts erreichen. Hier darfst du nur sein.
Dein Journal fragt nicht nach Leistung. Es will keine Antworten, keine Lösungen. Es lädt dich ein, wieder mit dir selbst ins Gespräch zu kommen, auf leise, achtsame Weise. Du darfst schreiben, was schwer ist. Du darfst schreiben, was fehlt. Du darfst schreiben, was du dir wünschst – auch wenn du es noch kaum auszusprechen wagst.
Oft beginnt Veränderung genau hier: In einem Satz, der endlich gesagt werden darf. In einem Gedanken, der sich zum ersten Mal zeigen darf. In einem Gefühl, das nicht mehr unterdrückt werden muss.
Mit jedem Satz, den du schreibst, klärt sich etwas. Nicht immer sofort. Aber du wirst spüren: Schreiben bringt dich zurück. Nicht in dein altes Leben, sondern zurück zu dir.
Falls du gerade vor einem leeren Blatt Papier sitzt und nicht weiter weißt, dann lade ich dich im nächsten Absatz zu einer kleinen Schreibübung ein.
Was will zurück in mein Leben?
Veränderung bedeutet nicht nur, Altes loszulassen. Sie bedeutet auch, das wieder willkommen zu heißen, was lange keinen Platz mehr hatte: deine Träume, deine Wünsche, deine Freude, deine Stimme.
Vielleicht gab es in deinem Leben Dinge, die du geliebt hast – und irgendwann beiseitegelegt hast, weil der Alltag dich gebraucht hat. Vielleicht hast du dir selbst einmal etwas versprochen und es dann vergessen, weil andere lauter waren. Vielleicht wartet ein Teil von dir schon lange darauf, wieder gesehen zu werden.
Schreiben kann der Moment sein, in dem du dir selbst wieder zuhörst. Nicht, um etwas zu tun – sondern um dich zu erinnern.
Was hast du vermisst? Was wolltest du einmal leben, fühlen, wagen – und hast es dir ausgeredet? Was macht dein Herz weich und lässt dich lächeln, wenn du daran denkst? 
Frage dich: Was will mit dem Frühlingslicht zurück in mein Leben? Wofür möchte ich wieder mehr Zeit haben? Was vermisse ich in meinem jetzigen Leben?
Vielleicht ist es Zeit für stillere Stunden. Vielleicht eine kreative Sehnsucht, die du lange verdrängt hast. Vielleicht ein Mensch, eine Naturverbindung, ein Tier, ein Rhythmus, der dir guttut.
Du musst es nicht sofort benennen. Aber wenn du schreibst, wird sich etwas zeigen. Etwas, das vielleicht ganz klein ist, aber genau jetzt wieder zu dir will.
Wenn dir nichts einfällt, nutze diesen Impuls
Vielleicht sitzt du mit deinem Journal da, Stift in der Hand, und plötzlich ist alles weg. Kein Wort will kommen. Keine Klarheit. Nur diese innere Leere.
Vielleicht wird dein Atem flacher, dein Blick wandert aus dem Fenster, und ein Gedanke schleicht sich ein: „Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll.“
Und genau das ist der Moment, in dem du nicht aufgeben solltest. Denn diese Leere ist kein Zeichen, dass nichts da ist, sondern ein Zeichen, dass viele Türen in dir verschlossen sind.
Denn für viele introvertierte Frauen ist der Zugang zur eigenen Wahrheit tief in ihrem Inneren verborgen. Sie fühlen viel – aber haben sich oft abgewöhnt, es auszusprechen oder aufzuschreiben. Sie wissen, dass etwas nicht stimmt – aber sind so sehr an Anpassung gewöhnt, dass sie sich selbst kaum noch hören.
Wenn du beim Schreiben auf Widerstand triffst, ist das kein Fehler. Es ist einfach ein Zeichen, dass du verlernt hast, auf dich selbst zu hören.
Und du musst auch nicht gleich Sätze formen. Du darfst mit einzelnen Wörtern beginnen. Mit einem Seufzer. Mit einem „Ich weiß es nicht.“
Selbst dieser eine Satz kann dein Inneres öffnen.
Du kannst schreiben: Ich merke, wie schwer es mir fällt, überhaupt anzufangen. Oder ich fühle mich fremd in meinem Leben.
Wenn du die Sätze ergänzt, kannst du besser in´s Schreiben kommen.
- Ich merke, wie schwer es mir fällt, überhaupt anzufangen, weil …… (vielleicht weil du es nicht mehr gewohnt bist, dir Zeit für dich zu nehmen)
- Ich fühle mich fremd in meinem Leben, obwohl ….. (Vielleicht bist du materiell, aber emotional nicht versorgt)
- Ich empfinde keine Freude in meinem Leben, weil …. (vielleicht funktionierst du nur noch für Andere und hast deine Freude vernachlässigt)
Und wenn du in deinem Tempo weiterschreibst, wirst du sehen: Unter der Leere liegt etwas. Etwas, das du lange getragen hast. Etwas, das jetzt endlich gesehen werden möchte.
Dein Journal muss nicht perfekt sein
Vielleicht denkst du beim Wort Journaling an aufwendig gestaltete Seiten, an strukturierte Routinen oder an diszipliniertes tägliches Schreiben – und vielleicht hast du deshalb bisher gezögert, wirklich damit anzufangen. Aber ich möchte dir etwas ganz anderes zeigen.
Dein Journal darf einfach sein. Unperfekt. Spontan. Es muss kein Vorzeigeprojekt werden. Es darf ein gelebter, geliebter, leiser Raum sein.
Nicht für andere – sondern nur für dich.
Es muss nicht schön aussehen. Es muss nicht vollständig sein. Es darf sich widersprechen. Es darf traurig, wütend, leer oder sehnsüchtig sein. Und manchmal darf es auch einfach nur eine halbe Seite mit einem Satz sein.
Stell dir dein Journal nicht als Aufgabe vor, sondern als stilles Gegenüber.
Wie eine gute Freundin, die dich durch die Tage begleitet – die dich hört, wenn du selbst dich nicht mehr hören kannst. Die mit dir durch die Phasen geht, in denen du dich neu sortierst. Die nichts will, nichts fordert, nichts bewertet.
Dein Journal darf zu einer kleinen täglichen Konstante werden. Wie ein roter Faden, der dich trägt, selbst an Tagen, an denen du dich verloren fühlst. Und je öfter du hineinschreibst, desto mehr entsteht zwischen dir und deinen Worten eine Verbindung. Eine Vertrautheit. Manchmal reicht ein einziger Satz, um dich daran zu erinnern: Ich bin noch da.
Ein kleiner Schreib Moment für jeden Tag - wenn du magst
Wenn du dein Journal nicht mehr als großes Vorhaben begreifst, sondern als liebevolle Wegbegleiterin, darf daraus eine zarte, aber verlässliche Gewohnheit entstehen.
Nicht im Sinne von „müssen“, sondern im Sinne von dürfen.
Ein kleiner Moment für dich – jeden Tag oder immer dann, wenn du dich selbst aus dem Blick verlierst. Vielleicht morgens, bevor der Tag dich einholt. Vielleicht abends, wenn die Welt langsam leiser wird. Vielleicht irgendwo dazwischen, mitten im Alltag, in einer Pause, in einem Seufzer.
Du brauchst nicht viel Zeit dafür. Nicht viele Worte. Manchmal genügt eine Frage, ein Gedanke, ein ehrlicher Satz.
Vielleicht fragst du dich:
- Wie geht es mir gerade – wirklich?
- Was hat mich heute berührt, bewegt, überfordert?
- Was wünsche ich mir leise – obwohl ich es mir noch nicht laut erlaube?
Dein Journal darf zu deinem vertrauten Ort werden. Ein Stück Zuhause in deinem Alltag. Ein Raum, in dem du dich sortieren darfst – wieder und wieder. Nicht, um perfekt zu werden. Sondern um verbunden zu bleiben. Mit dir. Mit deinem Leben. Mit dem, was in dir wachsen will.
Und wenn du dir diesen einen kleinen Schreibmoment schenkst, jeden Tag – dann wird er mehr verändern, als du jetzt vielleicht ahnst. Leise. Sanft. Beständig.
Du darfst beginnen
Vielleicht spürst du nach all diesen Worten eine zarte Sehnsucht in dir.
Nicht laut. Nicht dringlich. Aber spürbar. Eine Ahnung davon, dass etwas in dir sich bewegen will – auch wenn du noch nicht weißt, wohin.
Du musst nicht stark sein. Du musst nicht wissen, was du willst. Du musst nicht einmal sicher sein, ob du bereit bist. Aber wenn du diesen einen Satz in dir trägst „Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber ich will, dass es anders wird“, dann darf das der Anfang einer Veränderung sein.
Vielleicht öffnest du heute dein Journal. Vielleicht erst morgen. Vielleicht schreibst du nur ein einziges Wort – oder viele. Es spielt keine Rolle.
Wichtig ist nur, dass du dir selbst wieder zuhörst. Dass du Raum gibst für das, was dich bewegt. Und dass du dich daran erinnerst:
💫 Dein Leben darf sich verändern. Auch still. Auch leise. Auch jetzt.
Wenn du magst, teile gerne in den Kommentaren, was dich berührt hat oder welcher Gedanke dich begleitet. Vielleicht ist dein erster Satz schon da. Vielleicht beginnt etwas gerade in diesem Moment.
Ich wünsche dir einen weichen Anfang. Und Worte, die dich zurück zu dir führen. 🌷
Titelbild: mit KI & Canva erstellt
