Intuitives Esse

Intuitives Essen: Gründe, warum es nicht sofort gelingt

Gründe und Lösungen

Vielleicht träumst Du ja schon länger davon intuitiv essen zu können. Intuitives Essen ist das Gegenteil von Diät – Essen ohne Kontrolle, Regeln und Verbote. Bei körperlichem Hunger essen und bei Sättigung einfach aufhören.

Intuitives Essen macht genau das mit Dir. Zuerst macht es Dich frei vom Diätdenken und dann bringt es Dich zurück zu einem natürlichen und ganz normalem Essverhalten. Das hört sich toll an. Denn wenn ich nur bei körperlichem Hunger esse, gleichzeitig nur noch das essen, was meinem Körper gut tut und dann auch noch bei Sättigung wieder aufhören kann, dann erlange ich ja automatisch mein natürliches Wohlfühlgewicht. 

Hast Du auch schon Bücher und Blogartikel gelesen oder vielleicht sogar auch schon einen Kurs zum achtsamen Essen besucht. Aber trotzdem will es Dir nicht gelingen. woran kann das liegen? Dann habe ich in diesem Blogbericht einige Tipps für Dich.

Inhalt

Du bist immer noch auf Diät

Kann es sein, dass Du Dein Diätdenken jetzt einfach anders nennst? Es heißt nun gesunde Ernährung, zuckerfreie Ernährung oder Intervallfasten. Da steckt schon der Fehler im System. Denn sobald Du Dir etwas vorenthälst, was Du doch gerne essen möchtest, lebst Du im Verzicht und Verbot. Du verbietest Dir etwas zu essen, weil es nicht mehr zu Deiner gesunden Ernährung passt.

Wenn Du jetzt versuchst das Ganze noch mit dem achtsamen Essen zu kombinieren, dann wird es nicht funktionieren. Du wirst nämlich die Schokolade nicht essen, weil sie gerade nicht zu Deiner gesunden, zuckerfreien Ernährung passt. Du wirst dadurch das Verlangen aber nur eine Weile hinausschieben. Danach kommt irgendwann wieder der Heißhunger und du futterst sogar die ganze Tafel Schokolade weg. Lies dazu gerne meinen Blogbericht „weg mit der Waage, weg mit den Diäten„.

Frage Dich also: Welche versteckten Regeln gibt es gerade noch in meinem Essverhalten? Wo schränke ich mich und meine Intuition noch mit Regeln ein?

Deine Essenslust ist lauter als Deine Intuition

Viele von uns, die mit dem achtsamen Essen anfangen wollen, haben schon eine sehr lange Geschichte mit dem Essen hinter sich. Wir haben schon etliche Diäten ausprobiert, haben durchgehalten und hatten dann wieder Phasen mit Nachholbedarf und Essanfällen hinter uns. Manche Frauen haben dann auch frustriert das Diätleben hinter sich gelassen und haben sich nur auf Selbstliebe, Wohlfühlen und Lustessen konzentriert. Du merkst, die Liste ist lang und vielleicht erkennst Du Dich darin auch wieder.

Wenn wir nun mit dem achtsamen Essen anfangen möchten, müssen wir uns also erstmal von unserer Geschichte frei machen, um überhaupt an unsere Intuition zu gelangen. Also zu der Intuition, die uns sagt, was für uns gut ist zu essen. Intuition ist also dieses leise Wissen, was uns gut tut – unabhängig von Essregeln und Esslust.

Fange so an: Lass mal wirklich alle Essregeln und Verbote beiseite. Lass sie los. Der Drang auf „verbotene“ Lebensmittel wird abnehmen. Dann erst kannst Du Deine Intuition besser hören, spüren und ihr folgen. 

Essen gibt Dir Sicherheit und Schutz

  • Manche Menschen haben in schwierigen Lebensphasen eine Essstörung entwickelt. Das Essen gab Halt und Sicherheit, während das Leben drumherum zusammenbrach. Und auch wenn sich das Leben wieder neu geordnet hat, so hat sich unser Gehirn gemerkt, dass das Essen geholfen hat.

  • Essen kann auch als Schutzfunktion dienen. Wenn Du zum Beispiel Angst vor dem Leben hast, dann hält Essen Dich in einem kleinen Rahmen gefangen. Alles dreht sich um das Essen, um Planen, Einkaufen. Das Thema Essen nimmt Dich ein. Du hast dann gar keine Zeit mehr fürs Leben. Und wenn Du mal raus ins Leben könntest, dann denkst Du vielleicht „ich bin zu dick, ich fühle mich nicht wohl, ich gehe nicht raus, ich gehe nicht zu dem Treffen.“

  • Es kann auch sein, dass die Kilos, die Du gerne loswerden möchtest, Dein Schutzpanzer sind. Vielleicht gab es eine Zeit in Deinem Leben, in der Du nicht über Deine Gefühle reden konntest. Essen war dann der Ausdruck dafür, dass Du gerne etwas sagen möchtest, Du aber alles runterschlucken musstest.

Solange Essen Dir noch Schutz gibt, wird Dir intuitives Essen sehr schwer fallen. Denn Essen ist ja Deine Sicherheit. Du brauchst das Essen. Diese Stimme ist viel lauter als Dein Sättigungsgefühl. Du kannst nicht auf Deine Sättigung hören, wenn eine andere Stimme lauter ist und nach Essen ruft.

Was kann helfen? Setze Dich mit Deiner Geschichte des Essen auseinander. Frage Dich, wo in meinem Leben begann diese Beziehung mit dem Essen? Was war los? Dann gib Dir heute auf andere Art und Weise diese Sicherheit und Beruhigung, die das Essen Dir damals gegeben hat.

Deine Glaubenssätze sind stärker als Deine Intuition

Es gibt aber noch weitere Gründe, warum Du immer wieder zum Essen greifst und Deine Intuition (Hunger,Satt) nicht hören kannst. Es sind die tiefverwurzelten Glaubenssätze in uns, die schon lange Jahre in uns unterbewusst aktiv sind. Sie führen dann zu Essmustern, die sich wie Dauerschleifen in unserm Verhalten zeigen.

Vielleicht kennst Du es, dass Dein Kopf eigentlich weiß, dass es nicht gut ist über die Sättigung hinaus zu essen, aber dennoch isst Du weiter, weil da so ein innerer Drang ist, gegen den Dein Kopf einfach nicht ankommt. Dahinter liegt antrainiertes Essverhalten, das meißt schon in der Kindheit entstanden ist. Ich gebe Dir ein paar Beispiele:

  • Ich muss den Teller leer essen, dann ist Mama zufrieden mit mir. 
  • Wenn ich den Teller leer essen, dann zeige ich Mama meine Liebe und sie liebt mich zurück.
  • Ich muss den Teller leer essen, dann gibt es gutes Wetter, dann ist alles gut.
  • Ich muss essen, was auf den Tisch kommt, auch wenn ich es nicht mag. Auf meine Wünsche wird keine Rücksicht genommen.
  • Ich muss alles aufessen, weil es bis zum Abendessen nichts mehr zu Essen gibt.
  • Ich darf nichts auf dem Teller übrig lassen, sonst schmeißt Mama es weg. Später kriege ich nichts mehr.
  • Ich muss alles aufessen, sonst muss ich mit leerem Magen ins Bett.
  • Ich muss mir ganz viel auf den Teller packen, sonst Essen meine Geschwister mir alles weg.
  • Wenn Mama mir ganz viel auf den Teller packt, dann zeigt sie mir ihre Liebe. Sie hat mich lieber, als die anderen Geschwister
  • Ich muss alles ganz schnell aufessen, Mama und Papa haben keine Zeit.
  • Ich darf keine Schokolade essen. Mama will, dass ich gesund leben. Wenn ich tue, was sie sagt, dann liebt sie mich und esse meine Schokolade eben heimlich!

Du merkst schon, es sind alles Sätze mit „ich muss“, „ich darf nicht“, oder es sind Bedingungssätze mit „wenn, dann“. Diese Glaubenssätze und alten Prägungen sind tief in uns vergraben 

Was hilft? Finde Deine Glaubensmuster, die hinter Deinem Essverhalten liegen und löse sie auf. Werde Dir solcher Muster bewusst, hole sie aus dem Unterbewusst hervor. Die Frage „warum esse ich das jetzt auf?“ kann Dir dabei immer wieder helfen. Versuche auch beim Essen auch immer wieder, das Besteck beiseite zu legen und in Dich hineinzuhören, ob Du satt bist. Trainiere Dich darin eine gute Verbindung zu Deinem Sättigungsgefühl und Deinem Körper zu bekommen unabhängiger davon, was Deine Glaubenssätze sagen.

Die emotionale Essverbindung ist lauter als Deine Intuition

Du hast bestimmt schon mal etwas vom emotionalem Essen gehört. In einem anderen Blogbericht habe ich bereits ausführlich darüber geschrieben. Beim emotionalem Essen antworten wir auf unsere Emotionen mit Essen. Dadurch entstehen Essmuster, die uns in bestimmten Situationen immer wieder zum Essen greifen lassen. Ein paar Beispiele:

  • Du bist innerlich aufgeregt und beruhigst Dich mit Essen.
  • Du bist erschöpft und gleichzeitig innerlich aufgebracht. Das Essen beruhigt Dich und hilft Dir dabei, dass Du Dich satt hinlegen und schlafen kannst.
  • Du bist verzagt, kannst Dich nicht entscheiden. Im Entscheidungs- und Denkprozess greifst Du zur Schokolade, es beruhigt Dich irgendwie.
  • Du hast Stress auf der Arbeit und greifst zur Nervennahrung. Die Schokolade beruhigt Dich etwas. Du hast immer eine Tafel Schokolade zur Sicherheit in der Schublade.
  • Du kommst gestresst nach Hause und brauchst erstmal Nervennahrung.
  • Du bist traurig und tröstest Dich mit Essen. Du verbringst den ganzen Sonntag auf der Couch und isst Süßigkeiten. Irgendwie geht es Dir dadurch besser. Für eine Zeit.
  • Dir geht es heute so richtig gut und Du gönnst Dir immer wieder Kuchen, Kekse. Das gehört für Dich irgendwie dazu.
  • Du fühlst Dich leer, wurdest auf der Arbeit nicht wertgeschätzt. Zuhause füllst Du die Leere mit Essen
  • Du hast irgendwie die Freude verloren. Früher hattest Du Hobbies, warst aktiv, aber heute gibt es nur noch die stressige Arbeit. Deine freie Zeit füllst Du mit Essen, anstatt mit Freude.

Viele Menschen haben solche Muster, wie sie mit ihren Emotionen umgehen. Jeder geht anders mit seinen Emotionen um. Manchen rauchen, trinken, machen viel Sport, stürzen sich in Vergnügungen, laufen vor ihren Emotionen weg. Andere essen viel oder essen auch nicht. Jeder hat da so sein eigene innere Maschinerie am laufen, die ganz tief in uns sitzt und uns Dinge tun lässt, uns essen lässt, obwohl wir es vielleicht gar nicht wollen.

Wie kannst Du die emotionale Verbindung lösen? Finde heraus, welche Emotion Du mit dem Essen beruhigen möchtest. Höre Deinen Emotionen ganz bewusst zu. Finde das wahre Bedürfnis, das Dich immer wieder zum Essen greifen lässt. Finde einen Weg, diese Bedürfnisse auf andere Art und Weise zu stillen, ohne zu Essen.

Wie kannst Du nun trotzdem intuitives essen lernen?

Achtsames Essen in ein freies und entspanntes Essverhalten, bei dem Du auf Deinen Körper hörst. Solange aber noch die alten Muster in Dir ablaufen, ist es schwerlich möglich, ich würde sogar sagen, nicht möglich achtsam essen zu lernen. 

Dennoch gibt es Hoffnung und gute Nachrichten. Wenn Du Dir Deiner Essmuster und Essgründe bewusst wirst, kannst Du sie auch auflösen. Und sobald Du Dich frei gemacht hast, kann achtsames Essen auch für Dich gelingen. Meiner eigenen Erfahrung nach muss man sich nicht erst frei machen und kann dann erst zum achtsamen Essen übergehen. Nein, für mich ist es ein zusammenhängender Prozess.

Es fängt mit der Entscheidung an, jetzt möchte ich etwas an meinem Essverhalten ändern. In dem Prozess des achtsamen Essens kannst Du Dir dann Deiner Muster und emotionalen Verbindungen bewusst werden und Dich davon befreien. Ja, es ist ein langer Weg und geschieht nicht einfach von heute auf morgen. Aber dieser Weg lohnt sich. Fang also einfach heute damit an.

Bildquelle: Titelbild Canva

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